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Rittergut Treben - Baugeschichte / Sanierung


Fassade des Rittergutes

Das Rittergut wurde von den Herren Rudolph und Heinrich von Bünau 1543 erbaut.

Die Herren von Knau waren im Vorfeld die ersten Besitzer einer Turmanlage. Diese befand sich am Nordteil des jetzigen Gebäudes. Von außen betrachtet, erkennt man im Norden einen Knick im Baukörper. Dort ist es am Besten nachzuvollziehen. Dieser Teil war höchst wahrscheinlich die schon um 14 hundert genannte Turmanlage. Der Besitzerwechsel des Rittergutes war im Laufe der vergangenen Jahrhunderte recht rege.

Ein weiteres wichtiges Datum für das Gebäude des Herrenhauses war der Umbau 1750. Für diesen Umbau zeichnet sich Jacob Friedrich von Bielefeld verantwortlich. Er kam durch seine Gemahlin eine geborene von Reiche in dem Besitz des Rittergutes. Das Relief über dem Haupteingang ist als Monogram JFvB ausgeführt. Dieses sind die Anfangsbuchstaben des Namens Jacob Friedrich von Bielefeld, die in einem Rokoko Ornament umschlossen sind.

Über der Tür des sogenannten Hinter- oder Hofeinganges befindet sich das Wappen der Familie von Bielefeld. Jacob Friedrich von Bielefeld war Geheimrat am preußischen Königshof und Direktor sämtlicher preußischer Universitäten. Darum befinden sich auf dem Wappen rechts und links zwei Adler mit dem Initialen FR (Friedrich Rex) Das linke Wappen ist das Familienwappen des Adelsgeschlecht von Bielefeld. Daneben befindet sich das Wappen des Adelgeschlechtes von Reiche, welche seine Gemahlin war.

Die Farbgebung für die Fassade wurde in Übereinstimmung mit der Landesbehörde für Denkmalschutz festgelegt. Hierbei einigte man sich auf die Neobarocke Farbfassung. Diese war an der Fassade noch an geschützten Flächen zum Teil erkennbar bzw. erhalten. An diesen Stellen konnten Farbproben entnommen werden. Die Farbanalyse ergab dann den gelben Farbton für die jetzige Fassadenfläche und den grauen Farbton für die Simse, Fenstereinrahmungen, Ornamente und den Possensockel.
Der Fensterfarbton konnte nicht an Hand von noch zwei vorgefundenen Fenstern ermittelt werden. Bei schichtweisen abkratzen von Farbe gab es keine genaue Erkenntnis über den ursprünglichen Farbton. Zum Glück waren am Bauwerk nicht alle Fenster mit Holzfenstern ausgestattet. Zwangsläufig wurden die nicht gebrauchten Fenster zugemauert. Nach genauerer Untersuchung in der Fensternische wurden kleinste erkennbare Farbfragmente sichtbar. Da dies der Beweis für gemalte Fenster war, konnte somit der Farbton bewiesen werden.
Dieses sei das wesentliche zur Außengestaltung des Gebäudes.

Innenausbau

Die Komplettsanierung machte sich dringend erforderlich, da die Sicherheit im Gebäude sehr zu Wünschen übrig lies.

Von dem gesamten Deckenbalkenauflagen auf dem Außenmauern der Ost- und Westseite des Gebäudes waren ca. 1/3 nicht mehr vorhanden. Deckenbalkendurchbiegungen von ca. 20 cm kamen bei dem Rückbau zum Vorschein. Ganz zu schweigen vom inneren Erscheinungsbild. Umbaumaßnahmen speziell im Innenbereich nach dem 2. Weltkrieg, wo verständlicherweise große Wohnungsnot vorhanden war, mußten wieder zurück gebaut werden. Dadurch erhielt man die ursprüngliche Raumaufteilung in etwa wieder. Räumliche Veränderungen fanden hauptsächlich im EG statt.

Das Erdgeschoss erhielt einen Fußboden aus Sandsteinplatten nach alter Bemaßung. Es sind gebrochene, an den Rändern behauene Platten die dadurch eine plastische Oberfläche erkennen lassen. Des weiteren fällt im Eingangsbereich sofort ein modernes Bauelement auf. Der nun integrierte Aufzug ist erforderlich, um in erster Linie den Behinderten aber auch den älteren Menschen die Gelegenheit zu ermöglichen, dass öffentliche Gebäude, incl. seiner Verwaltung bei einem Anliegen nutzen zu können.

Dieses moderne Bauelement transparent gestaltet, korrespondiert mit den neu installierten Türelementen. Beide Bauelemente bestehen aus Stahl / Alu und Glas. Durch diese Verbindung in Form der Gestaltung und des Materials entsteht im alten Gebäudeinneren, ein ästhetischer Zweiklang. Alte Bausubstanz mit gut gestalteten modernen Bauelementen können zweifelsfrei mit einander harmonieren. Ich denke diese Symbiose kann mit ruhigen Gewissen als gelungen bezeichnet werden.
Im Erdgeschoss befindet sich weiterhin eine Kostbarkeit aus der Erbauungszeit. „Die Bohlendecke“ befindet sich in der Räumlichkeit, welche zukünftig als Ratssaal bzw. Versammlungsraum genutzt wird. Bei der Restaurierung waren alle handwerklichen Fähigkeiten notwendig, um die sehr stark in Mitleidenschaft gezogene Bohlendecke zu konservieren. Diese Aussage bezieht sich auf den Erhaltungszustand.

Im jetzigen Vorraum befand sich ursprünglich eine Schwarzküche. Bekannterweise wurde in früheren Zeiten über offener Flamme gekocht. Aus diesem Grund entstand an der Holzdeckenoberfläche eine erhebliche Rußschicht. Das könnte eine der Ursachen dafür sein, dass ehemalige Farbfassungen nicht mehr zu erkennen sind. Im zentralen Erdgeschoss befinden sich außerdem die Räumlichkeiten des Revierförsters und des weiteren die Toiletten für die Öffentlichkeit (incl. Behindertentoiletten).
Aus dem historischen Blickwinkel betrachtet, kommen wir im 1. Obergeschoss wohl zu der wertvollsten Hinterlassenschaft.

Hier handelt es sich um das Fragment der Holzstube aus der Zeit 1543 mit der dazugehörigen Bohlendecke. Die jetzige wieder entstandene Raumstruktur war in den letzten Jahrzehnten total verbaut. Diverse Plattenverkleidungen und Verputzungen ließen in jüngster Vergangenheit keine Holzstube erahnen. Die ursprüngliche Schönheit im inneren des Gebäudes zeigte sich erst nach dem Rückbau und der Entkernung. Die vorgefundenen Malereien auf der Holzwand wiesen einen erstaunlichen guten Zustand auf. Die mit Ornamenten versehene Säulenmalerei ergänzt sich mit einer dargestellten Geländermalerei. Bei dieser Art des Ausdrucks soll der Eindruck des Fernblickes entstehen. Die geometrisch angeordneten Kreise an der Bohlendecke lassen eine Vermutung einer ursprüngliche Farbfassung zu. Leider konnte der Nachweis in Form von Befunden nicht erbracht werden.

Die geölte Holzbohlendecke passt sich nun in seinem Farbton der Bohlenwand an. In einem Rittergut befand sich immer eine große und eine kleine Holzstube. Das Ausmaß der jetzigen Raumgröße mit seinem Fragment der Bohlenwand stimmt nicht mit dem einstmaligen Ausmaß der Stube überein. Der Raum war in der Vergangenheit größer. Hinter der großen Stube befand sich immer die kleinere Holzstube. Zeugnis hierfür ist die gefundene Bohlendecke. Die Bohlen der kleinen Holzstube waren allerdings in einem nicht mehr zu restaurierenden Zustand.

Diese nun eingebaute Decke stammt aus einem Fachwerkhaus aus der Breiten Straße. Das Haus wurde vor ca. 5 Jahren abgerissen. Die Bohlendecke in der Wohnstube konnte allerdings von der Gemeinde ausgebaut werden. Sie ist vom Entstehungsjahr jünger, hat aber nun in unmittelbarer beheimateter Umgebung ihren Platz gefunden.

Auf dieser Seite des 1. OG wird zukünftig der Bürgermeister von Treben mit dem Sekretariat ansässig sein. Weiterhin befinden sich die Frauenbegegnungsstätte mit anschließender Bibliothek in den weiteren Räumlichkeiten.
Auf der anderen Seite des 1. Obergeschosses gab es keine Befunde von wesentlicher Bedeutung. Dieser Teil wird von der VG „Pleißenaue“ zukünftig genutzt. Hier entsteht unter anderen das Einwohnermeldeamt. Des weiteren befindet sich hier auch die Räumlichkeit des Kobb (Kontaktbereichsbeamten).
Angekommen im 2. Obergeschoss ist die Bauzeit des Barockes erkennbar. Auch hier war die Raumstruktur völlig verbaut. Jetzt ist wieder klar erkennbar, dass der durchgehende großzügige Flur auf Grund der Größe einen repräsentativen Eindruck hinterläßt.

Die jetzt wieder erkennbare Raumstruktur stammt aus der Umbauzeit 1750. Ausgehend vom Flur befinden sich die Zimmer relativ geometrisch angeordnet. Alle Zimmereingänge sind versehen mit doppelflügligen angefertigten Holztüren. Sie stammen aus der Stilepoche des Barock. Zu unserem Glück befanden sich noch zwei originale Türen auf dieser Etage. Diese dienten als Muster für den original getreuen Nachbau, welche jetzt wieder in voller Schönheit zu sehen sind.

Höhepunkt dieser Etage ist zweifelsfrei die Wandbemalung des Flurteiles der linken Seite des Gebäudes. Diese Art der Malerei wird als illusionistische Malweise bezeichnet. Durch diese Malweise ergibt sich eindeutig der Charakter des Raumes. Meisterwerke dieser Wand- und Deckenmalerei sind in Italien zu finden. Hier wurden auf dieser Art herrschaftliche Wohnsitze im Innenbereich geschmackvoll, repräsentativ ausgestaltet bzw. gemalt. Der Charakter dieser Malerei lässt einen äußerst plastischen Eindruck stehen. Dadurch ist die Wahrnehmung der Säulen, als ständen sie im Raum. Die Plastizität entsteht durch die nuancierte Schattenmalerei. Dieser jetzt in voller Pracht gemalte Flur basiert auf tatsächlichen Befunden. Die noch fragmentarisch zum Vorschein getretenen Befunde wurden in eine teilweise ergänzende Neufassung gebracht. Außerdem sind bei genaueren hinschauen Nischen zu erkennen. Sie wurden in erster Linie zweckmäßig hergestellt und angeordnet. Im wesentlichen waren sie die Feuerstellen zur Beheizung der einzelnen Zimmer. Eine Feuerstelle bediente jeweils zwei Zimmer. Um der Geometrie gerecht zu werden, gestalteten die Künstler die restlichen Nischen. Es entstand eine figürliche Malerei. Die Darstellungen stammen aus der griechischen Mythologie und sind leider nur fragmentarisch erkennbar. Aber das was zu sehen ist, widerspiegelt eine hochqualitative, feingliedrig ausgeführte Malerei.
Die Säulen sind so dargestellt, dass sie die Decken tragen. Die dargestellten Rocaillen (Muschelwerk) ergeben die Spannung zu der strengen architektonischer Malerei. Auf den feinen Pinselstrich sei ausdrücklich nochmals hingewiesen. Besonders bei der figürlichen Malerei kann man diese hohe Qualität ablesen.

In sechs Räumen im 2. OG wurden historische Malereien entdeckt. Prioritär sind drei Räumlichkeiten durch restaurieren wieder hergestellt. Die restlichen Zimmer mußten aus finanziellen Gründen gesichert werden.

Die Sicherung erfolgte mit dem Aufbringen von Flies vor dem erneuten Verputzen der Wände. Der Fußboden wurde nach alten Vorbild erstellt. Er besteht aus 3 cm starken massiven Eichendielen.

Alle Zimmer im 2. OG waren ursprünglich mit einer Kassettendielung versehen. Der Rahmen besteht aus geräucherter Eiche. Die Füllungen aus verschiedenen Breiten, Material aus Eiche Natur pur. Des weiteren konnten verschiedene Verlegeformen festgestellt werden.

Drei Zimmer erhielten den ursprünglichen Fussboden in seiner Verlegungsart (Kassettenverlegung). Eine andere Art des Verlegens erreicht man mit festen Längen und unterschiedlichen Breiten (z.B. Flur). Das Treppenhaus wurde mit gleichen Längen und verschiedenen Breiten hergestellt.
Verlegung mit fallenden Längen erhielten die meisten Zimmer. Nach der Fertigstellung des Verlegens und des nachfolgenden Arbeitsganges des Verschleifens folgte die Versiegelung. Sie wurde mittels eines Aufstreichens mit  ....... erreicht. Späteres Trocken polieren ergibt diesen phantastischen Eindruck von vollkommener Natur.

(1)    Da das Rittergut heute eines völlig andere Nutzungsart unterzogen ist, gestaltet sich die Außenanlage mit neuen Gesichtspunkten. Die landwirtschaftliche Nutzung ist momentan passé. Die jetzige Bepflanzung unterliegt mehr den Gedankengut einer Schlossparkanlage. Wieder umspielt der Ausgangspunkt der jetzigen Nutzung eine Rolle dabei.

(2) Den Restaurateuren ist es gelungen, die Strenge der Komposition verbunden mit einer lebendigen Ausführung, einen harmonischen Eindruck zu hinterlassen.

verfasst: Bürgermeister von Treben  - Hr. Hermann

Rittergut Treben von dem vormaligen Besitzer Geheimrat von Bünau - heute Sitz der Verwaltungsgem. Pleißenaue

Wappen Friedrich Jacob von Bielefeld und seiner Frau v. Reiche   1750


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