Eine Stadtexkursion nach Vorlage eines Buches eines unserer Wanderfreunde ist schon eine Seltenheit. 39 Wanderfreunde fanden sich 09:00 Uhr vor dem Weimarer Bahnhof ein und Gudrun Harnisch gedachte dem verstorbenen Stadtmuseumsdirektor Prof. Dr. Dr. Walter Steiner.
Nun ging es die heutige Carl-August-Allee, im Buch von Walter Steiner noch Leninallee zur Landesanstalt für Geologie, vor der man die wichtigsten Gesteine Thüringens in Natura besichtigen kann. Auch auf dem Platz der 56.000 sieht man schöne Gebäude mit Geschichte und den für Weimar typischen Ehringsdorfer Travertin. Zum ehemaligen Landgerichtsgebäude in der Ossietzkystraße blickten wir nur hin zum Rochlitzer Quarzporphyrtuff.
Auch zum Stegmannschen Haus mit dem Teracottafries zum Bau des Neuen Museums der Hoftöpferei Schmidt vom Brühl gibt es viele Geschichten zu erzählen; auch dass der Erbauer Stegmann es nicht lange bewohnte, sondern danach der Direktor der Weimar-Geraer Bahngesellschaft Ernst Heinrich Kohl.
Am Gauforum welches in der Zeit von 1936 bis Kriegsende erbaut wurde, gibt es auch hinsichtlich der verbauten Natursteine viel zu sagen. Besonders zu beachten ist die große Menge der perfekten handwerklich bearbeiteten Ausführung dieser Arbeiten aus süddeutschen Muschelkalk. In der Woche sollte man mal in die Gebäude schauen und sich die vielen Natursteinflächen ansehen.
Weiter ging es in den Weimarhallenpark wo wir uns nur auf die Parkmauer und Kleinpflaster des Umgehungsweges um den Park konzentrierten als petrographische Sammlung einer einzigartigen Möglichkeit der Gesteinsbetrachtung. Vorbei am Gebäude des Rates der Stadt (vorm. Kreishaus) dem Muschelbrunnen und dem Landbundhaus kamen wir zum Goetheplatz und dem Hauptpostamt, dem schönsten Natursteingebäude der Stadt Weimar - Bauzeit 1887-1889.
An der ältesten Kirche der Stadt, der Jakobskirche gibt es auch viel zu erzählen. Erwähnt sein soll der Stein am Südwesteckpfeiler der Kirche aus dem Jahre 1168. Über den Graben, wo wir Reste der Stadtbefestigung besichtigen konnten, kamen wir zum Deutschen Nationaltheater, an dem kein Tourist vorbeikommt. Auch hier, sagte Walter Steiner, sollte man sich die vielen Natursteine betrachten.
Das Goethe-und Schiller-Denkmal mit dem Sockel aus hochpoliertem grobkörnigen Granit aus Baden, welches wie die anderen beiden Denkmäler für Herder und Wieland im Jahre 1857, dem hundertsten Geburtstag Carl-Augusts erstellt wurden, sind Hauptanziehungspunkte der Weimarbesucher.
Mit dem Lesesteinpflaster vor dem Donndorfbrunnen hatte sich Walter Steiner besonders befasst. Alle Steinarten, welche die herrlich farbige Pflasterung ergeben, wurden von ihm in seinem Buch benannt und festgehalten.
Über Weimars Gesteine zu erzählen geht nicht ohne den Innenraum der Stadtkirche St. Peter und Paul, genannt Herderkirche, speziell die Begräbnisstätte der Ernestiner im Chor. Auch hier hat es Walter Steiner nicht nehmen lassen, viele dieser Epithaphien zu zeichnen und einzelne Steinarten zu beschreiben, speziell den umfangreichen Alabaster und die künstlerisch perfekte Verarbeitung dieser Kunstgegenstände.
Nach einer Mittagspause traf sich der Rest der Gruppe am Neptunbrunnen des Marktes, um über Frauentorstraße vorbei am "Dreizeiler" im Pflaster der Straße mit einem Stein für Olaf Leser und Frauenplan Richtung Süden der Stadt zu gehen. Nicht nur der "Versunkene Riese" von Walter Sachs aus schwarzem Pikrit aus der Lobensteiner Gegend und der ehemalige Fleischerladen in der oberen Frauentorstraße mit seinen Pfeilern aus rötlichem schwedischen Granit waren hier zu beachten.
Über Goethegymnasium und Bauhausuniversitätsgebäude kamen wir auf den historischen Friedhof, wo es an besonderen Gesteinen nur so wimmelt zum Grab von Walter Steiner hinter der russisch.orthodoxen Kapelle.
Im Abschluss der Exkursion gedachten wir Walter Steiner - auch an seinen bezeichnenden Ausspruch " ... in der unwahrscheinlich kurzen Zeit von .... Millionen von Jahren ist das geologisch passiert".
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