Mühlhausen – das war die sechste Stadterkundung, die Wolfgang Renner in der Zeit, in der die Wanderlust nicht am größten ist, angeboten hat. Dabei werden wetter- und situationsbedingt die Routen improvisiert. Feucht, kaltes, graues Novemberwetter war, und trotzdem hatten sich 33 Exkursionsteilnehmer angemeldet. Erste Erkundung: Vom Bahnhof durch das ehemalige Erfurter Tor zum Untermarkt, wo die gesamte Stadtgeschichte Mühlhausens im Pflaster nachzulesen ist. Große Zeiten hatte die Stadt im frühen und im hohen Mittelalter, dann als Waid-, Messe- und Hansestadt. Und natürlich spielen Reformation und Thomas Müntzer hier eine große Rolle... Gleich daneben die Divi Blasii-Kirche und eine Erinnerung an Johann Sebastian Bach in seiner Zeit, bevor er nach Weimar kam. Travertin...
Weiter ging es über den Lindenbühl, dann am Popperöder Bach entlang durch die Vorstadt und am Schwanenteich vorbei zur Quelle des Baches mit seinem mittelalterlichen Brunnenhaus. Quellen und Wasser als Ursache wirtschaftlicher Entwicklung des Ortes: Mühlen und Energie, Handeslwege, Gerberei und Textilwaren, Maschinen und Fahrräder...
Erinnerung an Prof. Steiners Theorie von der Geologie als Grundlage aller Kultur. Die Stadt feiert ihr Wasser mit Volksfesten, feiert aber auch die größte Stadtkirmes in Deutschland oder den Pflaumenmus, die Gründonnerstagsbrezeln und das Süßbrot im Januar... Und die Landeskundliche Exkursionsgruppe Weimar feierte auch mal ganz kurz: mit einem Becherovka den bereits vergangenen 65. Geburtstag des Wanderleiters Wolfgang Renner.
Zurück zur Stadt: durch Gründerzeitviertel der Industriephase Mühlhausens und dann weiter zurück am Hirschgraben entlang der alten, nahezu vollständigen Stadtmauer mit ihren Toren und Türmen. Kaffeepause. Und dann hinein in die Altstadt, innerhalb dieser Mauern: Bauten um Obermarkt und Holzstraße, die Marienkirche und ihre Sagen (und Mühlhausens Reichsstadt-Verbindung mit Erfurt), die Architektur und die Thomas Müntzer-Ausstellung drinnen, mit Bezügen zu Luther in diesem Jahr.
Weiter durch alte Gassen, zum Rathaus. Glücklicher Umstand: der Gruppe wurde Einlass in die historische Ratsstube aus dem 13. Jahrhundert gewährt. Und weiter durch die Altstadt: das Gerberviertel, die sanierte Synagoge, dann der Besuch in der Ausstellung zu Reformations- und Bauernkriegsgeschichte sowie zu „Luthers ungeliebte Brüder“ in der Kornmarktkirche.
Mühlhausens 11 Innenstadt-Kirchen haben zumeist eine kulturelle Nutzung erhalten: als Museum, Kunstausstellung, Konzerthalle, Jugendkirche...
Eine zum Theater umfunktionierte Kirche konnte abschließend nicht mehr besichtigt werden. Der fast 7-stündige Rundgang wurde beendet; der November-Nachmittag begann zu dunkeln...
Wolfgang Renner
P.S.: Hausspruch des Ackerbuergerhauses:
Gott schütze dieses Haus vor Sturm und Feuer;
vor Ämtern, Planung und vor Steuer.
Wenn dieses Haus so lange steht, bis auf der Welt der Neid vergeht,
so steht es nicht nur lange Zeit, es steht bis in die Ewigkeit.
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