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 Geologische Formation des Schwarzatales: Eine Berg- und Talwanderung im Schwarzatal: Schwarzburg – Bechstedt – Paulinzella


Ein schöner Tag, ein sehr warmer Tag - vielleicht zu warm, um schwierige Strecken bergauf in der Mittagssonne zu bewältigen. Außerdem: ein großes Fest - „Ereignistour Schwarzatal“ - mit viel Publikum sollte von Schwarzburg bis Paulinzella sein; das hatte sich zuvor aber nicht bis Weimar herumgesprochen…
Und so hat Wanderleiter Wolfgang Renner - witterungs- aber auch ereignisbedingt - den geplanten Streckenvorschlag kurzerhand abgeändert: Nicht die drei geografischen Zonen im nördlichen Abschnitt des Olitäten- Reviers (das Tonschiefergebiet um Schwarzburg, der Muschelkalkberg bei Bechstedt, die Buntsandsteinheide bei Königsee und Paulinzella) wurden von 35 Wanderfreunden durchwandert, sondern nur noch von einem Ausblick aus überblickt. Stattdessen führte der Weg jetzt über Bechstedt, Trippstein, beim Schweizerhaus steil hinab ins schattigere Schwarzatal und über den Forstbotanischen Garten weiter nach Schwarzburg.

Bechstedt, inmitten des Thüringer Kräuterlandes und an den Olitätenwanderwegen gelegen, war die erste Station. Dort empfing der Vorsitzende des Thüringer Heimatbundes, Dr. Burkhard Kolbmüller, die 34-köpfige Gruppe und gab eine kurzweilige Einführung zur Region, der diese Wanderung galt. Seine Ausführungen waren zudem mit zahlreichen Anekdoten aus dem Dorfleben Bechstedts geschmückt.

Dann ging es quer über Kräuterwiesen und den Kalkberg hinweg zur ehemaligen Fasanerie der Schwarzburger Fürsten. Ein trauriger Anblick, trotz Baugerüsten, die doch Hoffnung auf neue Nutzungen machen sollten. Aber auch ein Zeichen, wie schwer das wirtschaftliche und demografische Überleben in diesen „abgelegeneren“ Zonen Thüringens ist - früher wie heute.

Weiter führte der Weg durch gemischte Laub- und Nadelwälder (neue Forstkonzepte), entlang an sonnendurchfluteten Weideflächen und Streuobstwiesen, quer über die skurrile Streckenführung der Schwarzatalbahn… bis hin zum Trippstein, einen Tonschieferfelsen aus dem Ordovizium hoch über dem Schwarzatal.

Dort: Für den Körper eine Rast, für das seelische Empfinden ein überwältigender Ausblick und für den Geist der Wanderer ein paar geologische, historische und wirtschaftsgeschichtliche Ausführungen des Wanderleiters.


Danach weiter zur „Suppenschüssel“ (Treffpunkt Jenaer Studenten vor 200 Jahren), durch Himbeergebüsch und Birkenmischwälder zur „Rolle“ (Ausblick vom Felsen ins Tal und auf gegenüberliegende Höhen) und am Hang eines tief eingefurchten Schmelzwassergrabens im Hochwald entlang, steil hinab zum Schweizerhaus im Schwarzatal. Dieses vormalige Flößerhaus ließen die Schwarzburger Fürsten für ihren Aufseher eines großen Forstgeheges ausbauen, zudem mit Schankrecht versehen, das hier wohl viel erfolgreicher war als jenes in der Fasanerie.

An einem ehemaligen Flößerplatz gegenüber dem Schweizerhaus gab es  eine weitere Rast im Schatten hoher Bäume und am beruhigenden Geplätscher des sauberen Gebirgsflüsschens. Nachdenken, ob sich das Goldschürfen hier noch lohnt…

Weiter ging es schließlich auf dem Schwarzatal-Wanderweg, immer am Ufer des Wassers entlang, in Richtung Schwarzburg. Bei einem kleinen Abstecher vom Wege konnte der Forstbotanische Garten, den hier Studenten der nicht mehr existenten Forstfachschule angelegt hatten, besichtigt werden.

Und dann endlich Schwarzburg. Bergbau oder Porzellanindustrie gibt es am Ort nicht mehr. Landwirtschaft geht nicht. Die ehemalige Forstfachschule am Berg liegt still und leer. Die Häuser im Unterdorf aber sind für den Fremdenverkehr hergerichtet. Man bemerkt es schon an der Architektur, dass hier seit Jahrhunderten  (bereits seit der Zeit der Romantik) ein beliebtes Ferien- und Ausflugsgebiet, eine Sommerfrische, gewesen ist.
Die kleine Holzkirche neben dem Rathaus verrät aber auch, dass die Menschen hier „tief im Walde“ niemals sehr wohlhabend waren. Tafeln am Eingang berichten von den Auswanderern des Ortes…

Schließlich  ein letzter Aufstieg hinauf zum oberen Dorfteil.
Kaffee- und Eis- Pause. Auf dem Schlossgelände hat das Zeughaus für einen Trödelmarkt des Fördervereins geöffnet. Gelegenheit, den baulichen Fortschritt im Gebäude zu betrachten. Das Zeughaus wird von der Thüringer Stiftung Schlösser und Gärten bis 2015 wieder zum Museum für die großartige Waffensammlung der Schwarzburger Fürsten hergerichtet und in der Region hegt man große Hoffnungen auf einen neuerlichen touristischen Aufschwung dadurch.

Die 15 Kilometer Wegstrecke bis hierher (Angabe laut Wanderweg-Markierungen) steckt doch schon in den Knochen der meisten Wanderer. Eine mögliche Begegnung mit der ehemaligen Bürgermeisterin des Ortes und Schloss-Fördervereinsvorsitzenden im Zeughaus lassen wir aus.    

Ein letzter Aufstieg hinauf zum Bahnhof, außerhalb des Ortes, halbhoch am Berge gelegen. Bis zur Zugabfahrt bleibt Zeit für einen neuerlichen Blick von oben auf Burgberg und Schloss und für weitere Ausführungen zur Geschichte der Schwarzburger, der Weimarer Republik (Friedrich Ebert unterzeichnete hier die Weimarer Verfassung) und zur Zeit des Dritten Reiches, als die Anlage ein Reichsgästehaus werden sollte und eine Ruine wurde…

So weit die Exklursion am 04.08.12: Es hat Ausblicke in die Landschaft rund ums Schwarzatal gegeben, und Einblicke in die Geschichte, das Leben und Gewerbe der Menschen darin.

   
Wolfgang Renner

Die Wandergruppe wird durch den Wanderleiter Wolfgang Renner eingewiesen

bei herrlichstem Sonnenschein geht es hinunter nach Bechstedt

hervorragend saniertes Thühringer Bauernhaus am Dorfplatz - man merkt die fachlich leitende Hand, welche die Sanierung führte

der Vorsitzende des Thüringer Heimatbundes, Dr. Burkhard Kolbmüller erläutert die Dorf- und Heimatsituation der Schwarzburger Gegend

auch das Haus des Dr.Kolbmüller wurde mit viel Feingefühl restauriert

es beginnt der Aufstieg auf dem Olitätenweg auf die Schwarzatalhöhen

die Gruppe zieht sich schon sehr auseinander - Alters- und Leistungsbedingt ??

Panorama Richtung Paulinzella - hier erhielt ich einen Fahrradplatten durch Schlehendornen

-Suppenschüssel- (Treffpunkt Jenaer Studenten vor 200 Jahren) auf der Bergkante des Schwarzatales

im Forstbotanische Garten, den hier Studenten der nicht mehr existenten Forstfachschule angelegt hatten,gab es viel zu sehen für unsere Pflanzenfreunde.

Blick zur Schwarzburger Schloßruine, welche teilweise wieder saniert werden soll

der Bahnhof, für den Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt gebaut - heute Privatbesitz


Wanderplan 2012 zur nächsten Wanderung