Lutherbrunnen/Tambach-D.– Lutherhaus Schmalkalden Weg wurde 1996 eingeweiht - folgende Geschichte (nicht Legende) dazu: 1537 im Febr. fand Tagung des Schmalkaldischen Bundes statt. Schmalkaldischer Bund (SB) war ein Bündnis evang. Fürsten und Städte, das im Febr. 1531 als Verteidigungsbündnis gegen die Religionspolitik des Kaisers Karl V. in Schmalkalden geschlossen wurde. Folgendes ging voraus: 1517 hatte ML mit seinen 95 Thesen (Schlosskirche Wittenberg) die Reformation eingeleitet. Er wollte gegen Praktiken seiner röm.-kathol. Kirche vorgehen, sie verändern, christlicher machen, wollte sie nicht spalten – aber es bildeten sich bald zwei Lager heraus a) Fürsten auf Seite des röm.-dt. Königs Karl V. (erst 1530 Kaiser), sie wollten an bestehenden Dogmen der kathol. Kirche nicht rütteln b) Fürsten, die die Ideen und Vorschläge ML zur Erneuerung der Kirche unterstützten
Karl V. hatte aber die Macht, um durch Gesetze protestantische Bekenntnisse zu unterbinden. 1521 wurde ML zum Reichstag nach Worms eingeladen, er sollte seine Thesen widerrufen, ML lehnte jeglichen Widerruf ab, dies führte zum Verhängen der Reichsacht gegen ML (Wormser Edikt): ML`s Schriften über seine Lehre wurden verboten (Lesen und Verbreiten), ML war vogelfrei, konnte von jedermann an Rom ausgeliefert werden, niemand durfte ihn beherbergen …
Dieses Wormser Edikt wurde u. a. vom Kurfürsten von Sachsen (Friedrich dem Weisen) nicht angewandt, er schützte ML vor der Reichsacht, ließ ihn deshalb zum Schein entführen und auf die Wartburg bringen 1530 wurde auf dem Reichstag in Augsburg das Wormser Edikt noch einmal bestätigt – deshalb wird 1531 in Schmalkalden das Bündnis zur Verteidigung der Reformation begründet (SB), ein Militärbündnis mit der Verpflichtung zu gegenseitiger Hilfe im Falle eines kathol. Angriffs. Führung des Bundes: Hessen und Kursachsen, die beiden bedeut. protestant. Fürstentümer damals. Gründungsmitglieder: 7 Fürstentümer, 11 Reichsstädte Später dazu + 13 Fürstentümer + 16 Reichsstädte In Schmalkalden fanden 7 Bundestagungen statt, 1537 im Febr. bedeut. Tagung, „Schmalkaldischer Fürstentag“ –
31.01.1537 verlässt ML mit Melanchthon und Bugenhagen Wittenberg, am 03.02. reist er von Eisenberg nach Weimar, um am So.,4. Febr. in Weimar zu predigen und beklagte dabei die Nachstellungen gegen die Evangelischen durch Könige und Bischöfe, übernachtete in Weimar Mo., 05.02. bis Arnstadt, Di.: Arnstadt bis Waltershausen, Mi., 07.02. Ankunft in Schmalkalden 10.02. Eröffnung des Bundestages – anwesend: 16 Fürsten, 6 Grafen, Gesandte des Kaisers und des Papstes, Vertreter von 28 Reichs- und Hansestädten, 38 evangel. Theologen aus 18 Territorien, ML: große Zusammenkunft „mit vielen Maultieren, Eseln u. Pferden“ an der Spitze ML und Philipp Melanchthon, ML hatte „Artikel“ vorbereitet, Glaubenssätze der Kirche, die als „Schmalkaldische Artikel“ bekannt wurden und dann in das Konkordienbuch der evangel. Kirche eingingen und heute noch weltweit in der Ausbildung evang.-luther. Pfarrer eine Grundlage sind. So.,11.02. predigte ML in der Stadtkirche St. Georg von Schmalkalden, nach Predigt erkrankte er schwer an einem Harnsteinleiden, konnte in folg. Tagen nur sporadisch an Verhandlungen teilnehmen. Kurfürst u.a. bemühten sich sehr um ML („Sie gaben mir Tränke, wie wenn ich ein großer Ochs wäre gewesen“). Auch ein Hausmittel probierten die nach Schmalkalden gerufenen Ärzte aus, das seine Katharina bei früheren Anfällen angewendet hatte, einen Trank aus Knoblauch und Pferdemist. Ab 25.02. wurde ML`s Zustand zunehmend kritisch, Melanchthon konnte bei einem Besuch die Tränen nicht zurückhalten, ML war bereit zu sterben. Obwohl er kaum transportfähig war, wollte er weg aus Schmalk., er wünschte, in kursächsischem Gebiet zu sterben. Zu ML`s Verärgerung verzögerte Melanchthon die Abreise um einen Tag, weil er aus astrologischen Gründen den Neumond für ein ungünstiges Datum zu diesem Unternehmen hielt. Vor der Abreise am 26.02. bedankte sich ML bei seinem Landesherrn für das, was er wegen des Evangeliums auf sich genommen hatte. Gebettet wurde ML in einen Wagen seines Landesherrn (Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen). Für den Krankentransport wurde extra ein kupfernes bedecktes Kohlebecken gefertigt, damit man auch unterwegs für den Patienten Tücher wärmen konnte. Als ML den Wagen bestieg wünschte er den Umstehenden „Der Herr erfülle euch mit seinem Segen und mit Hass auf den Papst“. Zwei Männer gingen neben dem Wagen her, um die Beschwerlichkeit der Fahrt auf den schlechten Straßen zu mildern. Möglicherweise haben aber gerade die Erschütterungen ML das Leben gerettet. Die Reise für ML war qualvoll, ML wünschte sich einen Türken herbei, der ihn umbrächte. Man kam an diesem Tag 15 km voran, von Schmalk. bis Tambach, hier Übernachtung. In der Nacht löste sich endlich die Harnverhaltung, die 8 Tage angehalten hatte. Der erste, den ML morgens zwischen 2 und 3 Uhr informierte, war der „herzallerliebste Melanchthon“. ML führte die Genesung auf ein Eingreifen Gottes zurück. Im Brief an Melanchthon: „Aus Tambach, dem Ort meiner Segnung, denn dies ist mein Phanuel, an dem mir Gott erschien.“ In dieser Nacht schrieb er auch an seine Käthe von der schweren Erkrankung und der glücklichen Wendung. - Heimreise in kleinen Etappen, in Gotha überfiel ihn noch einmal Todesahnung, beichtete (seine Kritik am Papsttum hielt er weiterhin für berechtigt), fertigte ein Testament an. Am 5. März kommt ML mit seinen Begleitern in Weimar an, übernachtete hier, und reiste erst am 10. März weiter, ML übernachtete bei dem herzoglichen Kammerschreiber Sebastian Schade (auch vorher schon bei Weimar-Aufenthalten). Die Legende besagt: ML soll aus dem Brunnen getrunken haben und der Genuss des reinen Wassers am Brunnen im Tammichgrund bewirkte seine Heilung. Zum Reformationsjubiläum am 31. Okt. 1717 erhielt dieser Brunnen den Namen „Lutherbrunnen“, die Einheimischen schwören bis heute auf die heilsame Wirkung und den guten Geschmack des Wassers. ML legte den Weg in umgekehrter Richtung zurück.
Text nach Dekan i.R. Schmerl
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