Nachdem es zuerst hieß, Amalie von Münchhausen sei gestorben, erwies sich dann, daß sie nur einen Scheintod vorgetäuscht hatte. In Wirklichkeit war sie mit einem Geliebten geflohen. Man war empört.
Amalia wurde 1757 geboren und entstammte dem Leitzkauer Zweig. (bei Magdeburg) Das Mädchen erhielt eine erstklassige Ausbildung, war in der Kunst bewandert, spielte mehrere Musikinstrumente und beherrschte einige Fremdsprachen. Nach dem frühen Tod ihres Vaters zog die Mutter mit der Tochter an den Hof von Hannover, wo deren Ausbildung vervollkommnet wurde. Parallel hielt man Ausschau nach Heiratskandidaten.
Der Freiherr Christian Ferdinand Georg von Werthern-Beichlingen auf Frondorf, nahe Sömmerda, zog alle Register, um die für ihn gute Partie zu machen. 1775 kam es in der Schloßkiche zu Hannover zur Heirat. Der 37 jährige Bräutigam verpfändete zu diesem Zweck seine Herrschaft, das Stammschloß Frondorf.
1776 weilte Goethe zu einem Besuch im Schloss Frohndorf.
Es war ein überaus ungleiches Paar. Werthern war 20 Jahre älter , klein, rundlich, spielsüchtig, ein Pferdenarr, dem Alkohol sehr zugetan und ohne geistigen Anspruch. Amalie, die nunmehrige Wertherin war überaus attraktiv, sehr gebildet und an den großen Höfen von London sowie Hannover zu einer selbstbewusten jungen Frau gereift.
Das Paar zog an den Hof von Weimar wo der junge Herzog Carl August den Freiherrn noch 1775 zum Kammerherrn und Stallmeister berief. Während Werthern im Schatten des aufstrebenden Musenhofes stand, mauserte sich die Wertherin schnell zu einer Zierde der Weimarer Tafelrunde. Sie glänzte bei den Aufführungen des Liebhabertheaters, genoß die besondere Gunst der Herzogin-Witwe Anna Amalia und hatte viele Verehrer, die sie über Jahre auf Distanz hielt.
Doch als Johann August von Einsiedel, Bergrat und aufgeklärter Schöngeist 1784 ein zweites Mal in Weimar weilte, funkte es zwischen den beiden. Man traf sich „wegen der Leute“ bei den verständnisvollen Herders und schmiedete bald Zukunftspläne. Dabei spielte eine von Einsiedel geplante Afrikareise eine zentrale Rolle.
Die scheinbar kränkelnde Amalie unternahm eine Erholungsreise zu ihren Bruder in Leitzkau. Von dort aus täuschte sie ihren Scheintod vor und flüchtete danach mit ihren neuen Freund Herrn von Einsiedel nach Afrika. Amalie wurde aber unterwegs von einem Reisenden gesehen, der hier in Weimar alles berichten konnte. Nach dem Bekanntwerden des Vorfalles gab es natürlich in dem trauernden Weimar einen riesigen Skandal.
Der Freiherr Christian Georg von Werthern ließ sich später von seiner Frau Amalie scheiden.
Er heiratete die 40 Jahre jüngere Cäcilie von Werthern (geb. von Ziegesar, aus Drackendorf bei Jena). Von 1789 bis 1804 lebte Cäcilie von Werthern in Frohndorf. Ihr Mann, Christian George Freiherr von Werthern, ließ in den 1790er Jahren den größten Teil des Schlosses abtragen und wollte einen Neubau.
Nach dem Tod des Herrn von Werthern 1800 zog Cäcilie allein in das Schloß Großneuhausen. Hier nahm sie ihre jüngere Schwester Sylvie zu sich. (Sylvie von Köthe geb. von Ziegesar)
Der 53 jährige Goethe lernte 1802 die 17 jährige Sylvie kennen. Zwischenzeitlich empfand Goethe 1807 eine tiefe Zuneigung für die 18 jährige Minna Herzlieb.
1808 widmete sich Goethe in Karlsbad der schönen Sylvie von Ziegesar. Sylvie wurde von Goethe verehrt und geliebt. Er schrieb ihr ein Gedicht „An Sylvie von Ziegesar“ und nannte sie hier Tochter, Freundin, Liebchen.
Wäre nicht Christiane Vulpius (1765 – 1816) in sein Leben getreten, so hätte er vermutlich Sylvie geheiratet.
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