Ihr Führer war: Wolfgang Renner Diesmal begann die Wanderung mit einem Hindernislauf durch Polizeiabsperrungen vor dem Weimarer Bahnhof. Zum Glück haben die meisten Exkursionsfreunde den Zug erreicht; den anderen bleibt leider nur dieser folgende Bericht von einer schönen Wanderung... Ziel war Arnstadt – Wolfgang Renner führte (nach Ilmenau, Nordhausen, Rudolstadt) wieder einmal durch eine Thüringische Kleinstadt im Winter. Ein Stadtpaziergang in der Bachstadt – aber nicht auf den Spuren des allbekannten Musikus, sondern auf Spuren der viel weniger bekannten Poeten, die in dieser Stadt – zumindest eine Zeitlang – gelebt haben: Georg Wilhelm Heinrich Harenc aus der Mark, genannt Willibald Alexis, Louis Dupontreau aus Weimar, der später zu Ludwig Bechstein wurde, und Friederike Henriette Christiane Eugenie John aus Arnstadt, Pseudonym „Marlitt“. Zunächst wurden die Grabsteine auf dem Alten Friedhof aufgesucht, dann ging es durch den Schlosspark zum einstigen „Lindeneck“, wo man Alexis’ Haus zwar abgerissen hat, aber sein Jugendstil-Denkmal erneuerte. Der weitere Weg führte durch Arnstadts historische Altstadt: Ried mit alten Häusern und Hotels (Bratwurst-, Kloß- und Bierberühmtheiten), überall Brunnen (winterfest verkleidet), Kirchtürme (mit und ohne Kirchen), Stadtmauern und große Tore... und immer war die Sonne unterwegs dabei. Am Markt, unter der Galerie, dann eine Begegnung mit Bechstein, der hier eine erste Arbeitsstätte in der Kühnschen Apotheke hatte und dabei zur Dichtung fand. Und am Eckhaus der Tuchgaden auf dem Markt kündete eine Plakette vom Geburtshaus der Marlitt. Freilich bietet der Markt noch viel mehr, was dort erzählt werden konnte: Ein altes Rathaus und viele alte Geschichten zur Stadtgeschichte. Und um Bach kommt man in Arnstadt dann doch nicht herum – also auch noch Bach-Denkmal und Bach-Kirche und darin (frevelhaft?) Ausführungen über Bechstein und die Marlitt. Dann weiter zu Oberkirche und Stadthaus, entlang der Mauer am Neutor zur Villa Marlittheim, dem letzten Wohnort der einstigen Erfolgsautorin. Erinnerungen dabei an die Zeitschrift „Die Gartenlaube“, an ihren Verleger und Förderer Ernst Keil (der in Weimar sein Handwerk lernte) und an die Dichter- und Journalistenschicksale vor und nach 1848 – vom Vormärz bis zum Biedermeier... Aufstieg zur Alteburg, mit Blick über Arnstadt hinweg ins Thüringer Becken und hinüber zu den Drei Gleichen. Geschichten vom Kaiser-Wilhelm- Turm. Ein paar Schritte weiter der Blick ins Jonastal bei Arnstadt und dabei auch der Gedanke an all das Sagenhafte, aber auch Unsägliche, was mit diesem Tal in Verbindung steht. Und dann entlang auf einem sonnigen Winterwanderweg auf der Muschelkalkhöhe – über die Schwedenschanze bis zum „Schneckchen“. Herrlicher Blick ins Gera-Tal. An solch einem Flecken konnte man die pathetisch-poetischen Schwärmereien unserer Altvorderen über Arnstadt gut nachvollziehen... Nach dem Abstieg vom Berg noch ein kurzer Halt an der Liebfrauenkirche. Und wieder begegnen uns die Marlitt, vor allem aber Bechstein, in Form von sagenhaften Geschichten zum Kirchenbau. Die Rast am Nachmittag in der „Kulisse“, einem „alternativen“ Töpferei-Cafe in der Altstadt, haben sich danach alle verdient. Abschließend noch ein kurzer Schwenk hinüber zu den Arnstädter Schlossbauten und zur Miniaturensammlung am Neideckturm. Dann war es Zeit – durch den Schlosspark – zurück zum Bahnhof zu gehen. Ein sonniger, lehrreicher Tag voller Poeten endete in Arnstadt. Und bei der Ankunft in Weimar, war auch wieder Normalität eingekehrt... |